Was jetzt für Bitcoin & den Krypto-Sektor spricht
Nachdem US-Präsident Donald Trump den „Zollhammer“ ausgepackt hat, herrscht an den Börsen Panik. Sichtbar wird das an gnadenlosen Abverkäufen. Ist eine Trendwende in Sicht? Und wie sieht es speziell für Bitcoin & Co., also in der Krypto-Branche, aus?
Was macht die US-Notenbank?
Sascha Huber ist seit mehr als 30 Jahren erfolgreich an der Börse engagiert und insbesondere im Tech- und Krypto-Sektor ein ausgewiesener Kenner, wie es kaum einen zweiten in Deutschland gibt. Was hält der Fachmann von der Zollpolitik des US-Präsidenten? Im Gespräch mit SD-Chefredakteur Frank Giarra redet Sascha Huber Klartext und hat wertvolle Tipps für Anleger parat.
Auch der Krypto-Sektor leidet unter den Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Trump. Ist der Bullenzyklus von Bitcoin & Co. vorbei?
Sascha Huber: Beginnen wir ganz vorne. Die US-Notenbank hat, anders als beispielsweise die EZB, ein duales Mandat. Sie soll Preisstabilität bei gleichzeitig möglichst Vollbeschäftigung sichern – und dies mit Hilfe möglichst niedriger Zinsen. Preisstabilität sieht die US-Notenbank, nach ihrer eigenen Definition, bei einer US-Inflationsrate von rund 2% als gegeben an. Diese Definition ist heute zwar allgemein akzeptiert, sie könnte diese Definition jedoch auch ändern und Preisstabilität bei einer Inflation von 2,5 oder 3% als gegeben annehmen.
Die neue Zollpolitik von US-Präsident Trump soll, ebenfalls laut Mainstream, die US-Wirtschaft bremsen, jedoch gleichzeitig die Inflation befeuern. Wie weit die Bremsung der US-Wirtschaft dabei gehen wird, ist umstritten. Im Falle einer Stagflation ginge das US-Wirtschaftswachstum in Richtung null (Stagnation eben!), womöglich käme es jedoch sogar zu einer US-Rezession. Unzweifelhaft aber wird durch die Bremsung der US-Wirtschaft der US-Arbeitsmarkt leiden. Somit läuft es am Ende darauf hinaus, dass sich die US-Notenbank entscheiden muss.

Sascha Huber, Tech- und Krypto-Experte
Entweder sie folgt dem Arbeitsmarktmandat oder aber dem Inflationsmandat. Beides ist in einem solchen Fall nicht möglich. Nahezu alle, die sich mit dem Thema befassen, sind sich jedoch einig, dass die US-Notenbank am Ende die US-Wirtschaft (offiziell das Arbeitsmarktmandat) höher gewichten wird als das Inflationsmandat. Denn generell ist die US-Wirtschaft selbst wichtiger als die Inflationsrate. Aber in den letzten Jahren hat man, im Zuge der Corona-Pandemie und den entsprechenden Maßnahmen, gesehen, dass sich die Inflation später wieder einfangen lässt.
Geht man also davon aus, dass die US-Notenbank die US-Wirtschaft nicht im Stich lassen wird, wird sie bald ihre Leitzinsen (Fed Funds Rate) weiter senken; Inflation hin oder her. Allenfalls wird man es vielleicht etwas weniger aggressiv tun, als man es sonst tun würde. Wobei auch darin eine gewisse Gefahr liegt. Denn handelt man nicht entschlossen genug, muss man später womöglich mehr tun. Aber das wäre ein anderes Thema.
Geht man aber davon aus, dass die US-Notenbank die Inflation kurzfristig mal Inflation sein lässt und trotz einer eigentlich zu hohen Inflation die Leitzinsen senkt, haben wir das gleiche Szenario wie seinerzeit bei der schon angesprochenen Pandemie. Denn auch da senkte man ja die Leitzinsen auf null, betrieb darüber hinaus sogar Quantitative Easing (QE) und hielt auch bei einer schon stark steigenden Inflationsrate an seiner Geldpolitik fest. Wie seinerzeit die spekulativen Assets, auch die Kryptos, darauf reagierten, ist bekannt. Sie schossen durch die Decke!
Bullrun hat noch nicht mal richtig begonnen
Mit anderen Worten: Ich denke, dass der Bullrun noch nicht einmal richtig begonnen hat. Denn wenn die US-Notenbank trotz erhöhter Inflation die Leitzinsen senkt, suchen Anleger generell nach einem Schutz vor Inflation. Zudem ist die Liquidität da, um auch spekulative Assets zu kaufen. Hinzu kommt dieses Mal aber sogar noch, dass US-Präsident Trump ja nicht nur den Aufbau einer Bitcoin-, sondern sogar eine Krypto-Reserve angekündigt hat. Auch der Staat USA wird dann also auf der Käuferseite stehen, so dass die Ausgangslage dann sogar deutlich explosiver sein dürfte!
Obwohl sich der Bitcoin-Kurs vergangene Woche noch relativ stabil gezeigt hat, sind die Aktien von Minern wie Mara und Riot brutal eingebrochen. Woran liegt das?
Sascha Huber: Ich war noch nie ein großer Freund der Aktien solcher Unternehmen – und werde das auch nicht mehr. Das Problem dieser Unternehmen ist, dass ihre Kosten in Fiat (à US-Dollar) anfallen. Die Einnahmen werden jedoch in Krypto, inzwischen – nach der Umstellung von Ethereum (ETH) von Proof-of-Work (PoW) zu Proof-of-Stake (PoS) – in erster Linie in Bitcoin (BTC) generiert. Wenn man aber seine Rechnungen bezahlen will, was man ja muss, muss man entweder Krypto/Bitcoin gegen Fiat verkaufen oder sich anderweitig frisches Fiat-Geld besorgen.
Ein Verkauf von Bitcoin/Krypto würde einem die Krypto-Community jedoch sofort übelnehmen. Denn wenn man ja an einen Erfolg von Bitcoin/Krypto glaubt, verkauft man besser niemals auch nur einen Satoshi (ein Satoshi entspricht 0,00000001 Bitcoin, es ist also die kleinste Einheit). Das tun diese Unternehmen daher in der Regel auch nicht. Sie besorgen sich das fehlende Fiat-Geld lieber über den Verkauf (die Ausgabe) neuer Aktien. Damit aber steigt deren Anzahl ausstehender Aktien beständig und verwässert die bestehenden Anteilseigner.
Ich würde generell jedem Anleger, der sich für das Thema interessiert, immer dazu raten, Bitcoin/Krypto direkt zu kaufen und in eigenen Wallets aufzubewahren. Denn Umwege über vermeintliche „Krypto-Aktien“ oder auch Derivate mögen zunächst attraktiv erscheinen. Sie bergen aber eben zusätzliche Risiken. So jammerten zuletzt beispielsweise viele Anleger, weil Anbieter beschlossen haben, das ein oder andere Krypto-Produkt (à ETPs!) einzustellen und vom Markt zu nehmen.
Normalerweise werden solche Entscheidungen aber nicht in euphorischen, sondern eher in depressiven Marktphasen getroffen. Wenn man nun zu Höchstkursen in das Produkt investiert hat und es wird nun nahezu zu Tiefstkursen eingestellt, hat man einfach einen Verlust realisiert. Ob man das nun möchte oder nicht. Dies kann einem, wenn man sich selbst um seine Kryptos kümmert und sie in eigenen Wallets hat, nicht passieren. Allerdings darf man natürlich den Zugriff auf seine Wallets nicht verlieren.
Chancen nutzen, die sich bieten
Wie sollten sich Anleger, speziell Krypto-Investoren, derzeit verhalten? Einfach „nur“ cool bleiben? Kaufen?
Sascha Huber: Ich bin seit mehr als 30 Jahren an der Börse unterwegs und inzwischen seit mehr als 15 Jahren auch im Krypto-Space. Alle Anleger erzählen mir stets und ständig, dass man die größten Erfolge einfahren würde, wenn man antizyklisch – à la Warren Buffett – handeln würde. Das Problem ist nur, dass es offenbar (fast) alle wissen, aber kaum jemand umsetzt. So hatte ich die meisten Anfragen, wie man denn Bitcoin/Krypto kaufen könne, im zweiten Halbjahr 2020 beziehungsweise im Jahr 2021, also als der Krypto-Markt boomte.
Zuletzt lief es zunächst bei den Kryptos nicht gut, nun ziehen langsam auch die Aktienmärkte – „dank“ Trumps Zollschock – nach. Und ich höre und lese beinahe täglich von Anlegern, die darüber jammern, dass alle Gewinne der letzten Wochen oder Monate dahin seien. Daher wollen sie nun verkaufen, denn bisher sind ja in erster Linie „nur“ die vorherigen Gewinne weg. Wenn es aber nun weiter nach unten rauschen würde, hätten sie bald ein dickes Minus und das wolle man auf keinen Fall. „Lieber jetzt ein Ende mit Schrecken als später ein Schrecken ohne Ende“, lautet die Devise.
Das ist aber grundfalsch. Wenn man in den Supermarkt geht – was kauft man denn dort? Die Produkte, die gerade besonders teuer sind? Oder nicht doch lieber die Angebote? Ich denke letzteres. Der Bitcoin war vor wenigen Wochen knapp unter 110.000 US$. Aktuell kostet er „nur“ noch rund 75.000 US$. Natürlich weiß niemand, auch ich nicht, ob dies schon der Boden ist. Oder ob er noch auf 70.000 oder 60.000 US$ fällt.
Ich plädiere durchaus dafür, dass man die Chancen, die sich (gerade) bieten, nutzen sollte. Aber Vorsicht! Das heißt natürlich nicht, dass man nun Harakiri-Trading betreiben sollte. Ich würde also jetzt eine erste Position (nach)kaufen. Fällt es weiter, würde ich nachlegen. Sukzessive.
Insbesondere bei Kryptos, auch dem Bitcoin, verbieten sich gehebelte Spekulationen. Erst recht sollte man hoch gehebelte Spekulationen vermeiden. Sonst hat man schnell einen Totalverlust an der Backe und verliert die Lust!
Das könnte der Jackpot für Anleger sein
Was könnte für eine Trendwende sorgen?
Sascha Huber: Ich habe sogar einen anderen „Base Case“ als der Mainstream. Zwar sehe auch ich die Zollpolitik von Trump kritisch. Tatsächlich dürfte die US-Wirtschaft darunter leiden und auch die Inflation in den USA nach oben gehen. Nur halte ich wenig von den offiziell ermittelten Inflationsdaten. Die Beamten, die hier in den entsprechenden US-Statistikämtern arbeiten, hinken der Realität meines Erachtens nach stets deutlich hinterher. Es ist klar, dass sich die US-Notenbank nur auf diese offiziellen Daten verlassen kann. Aber...
Der gemeine Anleger kann sich auch andere Daten anschauen, beispielsweise die von Truflation ermittelten Daten. Truflation misst derzeit aber nur noch eine aktuelle Inflationsrate von 1,3% für die USA, was schon deutlich unter dem offiziellen 2%-Ziel der US-Notenbank liegt. Selbst wenn die Inflation nun um 1% nach oben katapultiert würde, wäre das noch kein großes Problem. Sie läge dann ja – mit 2,3% – immer noch im Toleranzbereich der US-Notenbank. Folglich rechne ich mit einer deutlich aggressiveren Zinssenkungspoltiik der US-Notenbank.
Immer mehr Anleger scheinen dies ähnlich zu sehen. So zeigt das CME FedWatch-Tool inzwischen an, dass die Anleger fünf Zinssenkungen (um jeweils 0,25%) im laufenden Jahr einpreisen. Meines Erachtens werden es eher noch mehr als weniger. Bisher rechneten die Anleger, wie es ja auch die US-Notenbank selbst in Aussicht gestellt hatte, nur mit zwei Zinssenkungen. Ich dagegen schon mit mindestens drei. Nun könnten es fünf oder noch mehr werden. Das allein sollte schon helfen.
Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen, dass selbst das noch nicht genügen wird. Womöglich bleibt der US-Notenbank am Ende – wie schon bei der Corona-Pandemie – nur der Weg, die US-Leitzinsen auf null zu senken und wieder ein QE-Programm zu starten. Das wäre dann wohl der Jackpot für alle Anleger, die den vorherigen „Crash“ konsequent zum Kauf genutzt hätten.
Aber ehrlicherweise hätte ich gerne mal wieder etwas normalere Märkte. Statt immer nur himmelhochjauchzend (Mega-Hausse, Bullrun) oder zu Tode betrübt (Crash) – wie bei jemandem, der manisch-depressiv ist!
Kursziele für den Bitcoin
Wo sehen Sie den Kurs des Bitcoin in 2025 und langfristig?
Sascha Huber: Im laufenden Jahr 2025 wird der Kurs sehr volatil bleiben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir nochmal Kurse um oder auch unter 70.000 US$ sehen werden. Ich denke aber nicht, dass wir mit den knapp 110.000 US$ schon das Jahreshoch gesehen haben. Bisher hatte ich ein Kursziel von 125.000 US$ in Aussicht gestellt. Daran würde ich derzeit noch festhalten wollen. Auch oder vielleicht gerade deshalb, weil sich das viele nicht mehr vorstellen können.
Anders als andere würde ich aber auch den Ether von Ethereum nicht abschreiben. Aufgrund des Crashs dort halte ich den Ether derzeit sogar – antizyklisch – für noch attraktiver. Aber das ist ein anderes Thema. Kommen wir zurück zum langfristigen Kursziel für den Bitcoin.
Da „predige“ ich schon seit Jahren, dass irgendwann ein Satoshi einen Cent wert sein wird. Da ein Bitcoin aus 100 Millionen Satoshi besteht, wäre ein Bitcoin also 100 Millionen Cent und damit eine Million US-Dollar wert. Ich denke jedoch, dass dieses Kursziel keinesfalls vor 2030, eher sogar erst ab 2035, erreichbar sein wird.
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