windeln.de-Aktie explodiert! Was ist hier los?!
Welch' eine Komplettexplosion! Die Aktie von windeln.de (WKN: WNDL20) ist schon gestern um +65% auf einen Xetra-Schlusskurs von 1,65 € in die Höhe geschossen, heute Morgen geht es fröhlich weiter: In der Spitze erklimmt das Papier bei Tradegate 3,15 €, das sind nochmal +90%! Leser unseres Live Chats jubeln über exorbitante Gewinne, denn sie bekamen gestern um 11.16 Uhr einen entsprechenden Hinweis. Aber was zum Teufel ist bei windeln.de los?
windeln.de ist ein deutscher Versandhändler für Baby- und Kinderartikel mit Firmensitz in München. Es betreibt Online-Shops. Einer breiten Anlegerschaft wurde das Unternehmen durch seinen Börsengang im regulierten Markt (Prime Standard) an der Frankfurter Wertpapierbörse im Frühling 2015 bekannt.
Umsätze 2021 um -32% eingebrochen
Der seit langem kriselnde Babyartikelhändler hat am Montag seine vorläufigen Geschäftszahlen für 2021 bekannt gegeben. Demzufolge ist der Konzernumsatz für fortgeführte Geschäftsbereiche um -32% auf 52,1 Millionen € (Vorjahr: 72,1 Millionen €) eingebrochen. Im Wesentlichen sei dies durch anhaltende Sondereffekte bedingt. Das bereinigte EBIT sank auf -9,4 Millionen € (Vorjahr: -8,6 Millionen €).
Laut dem Unternehmen seien insbesondere in China die Erlöse durch die „mangelnde Verfügbarkeit bestimmter Produkte“ gesunken. Hier sei es zunächst durch den Umzug des Hauptlagers des Konzerns zu Einschränkungen der Direktlieferungen gekommen. Im zweiten und dritten Quartal habe es dann „aufgrund liquiditätsschonender Maßnahmen“ erneut Angebotsengpässe gegeben.
In Europa sah die Lage vergangenes Jahr kaum besser aus. Auch hier gab es Lieferschwierigkeiten, auch hier sanken die Erlöse kräftig.
CEO Matthias Peuckert beschönigt nichts:
Mit den in einem äußerst herausfordernden Geschäftsjahr 2021 erzielten Geschäftsergebnissen sind wir insgesamt nicht zufrieden und hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben.
Wie kann es angesichts solcher katastrophaler Geschäftszahlen sein, dass der Aktienkurs emporschießt? Man könnte meinen, dies sei auf die Prognose des Managements zurückzuführen, 2023 werde die Gewinnschwelle auf Basis des bereinigten EBIT erreicht. Aber das war auch schon für dieses Jahr in Aussicht gestellt worden.
windeln.de wirft den Rettungsanker
Hinter der Kursexplosion verbirgt sich letztlich etwas anderes: Das angeschlagene Unternehmen wirft mal wieder einen Rettungsanker – und viele Anleger zocken darauf, dass die Rettung gelingt. So setzt windeln.de zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit im laufenden Geschäftsjahr die Ende Januar beschlossene ordentliche Bezugsrechtskapitalerhöhung um. Die Details dazu dürften den Hype ausgelöst haben.
windeln.de gibt 6,73 Millionen neue Stückaktien („Neue Aktien“) aus und erhöht damit sein Grundkapital auf bis zu 12,25 Millionen €. Die Bezugsfrist beginnt am 31. März, also am morgigen Donnerstag, und läuft bis 13. April (jeweils einschließlich). Der Nachweisstichtag (Record Date) für die Zuteilung von Bezugsrechten wird voraussichtlich der 1. April sein.
Privatplatzierung zum Preis von 1,04 € je Aktie
Die Lieferung der „Neuen Aktien“ soll voraussichtlich am 26. April zum Preis von je 1,04 € erfolgen. Verbleibende neue Aneile, die nicht von Aktionären aufgrund ihrer Bezugsrechte bezogen wurden, sowie bis zu 2,7 Millionen „Neue Aktien“, bei denen sich bestehende Aktionäre bereit erklärt haben, ihr Bezugsrecht nicht auszuüben, werden ausgewählten Anlegern im Rahmen angeboten.
Um es kurz zu formulieren: Der Online-Babyartikelhändler tut also nicht anderes, als frisches Geld einzusammeln, um eine Insolvenz zu verhindern. Mal wieder, möchte man hinzufügen, denn diese Kapitalmaßnahme ist beileibe nicht die erste.
SD-Tipp ein Volltreffer!
In unserem letzten Beitrag Mitte Dezember 2021 über windeln.de schrieben wir: „Trotz Geldnot könnte sich das Papier nun als explosive Depotbeimischung erweisen.“ Wir rieten zum spekulativen Positionsaufbau über mehrere Wochen bis Monate – und wer dieser Empfehlung gefolgt ist und in unserem Live Chat die Entwicklung verfolgt hat, darf sich heute über satte Gewinne freuen – und diese heute mitnehmen.
Es versteht sich (hoffentlich!) von selbst, dass diese Aktie kein Investment darstellt, schon gar nicht auf dem derzeitigen Niveau. Sondern dass es sich hier um einen Zock auf einen möglichen Turnaround des Geschäfts mit frischem Kapital handelt.
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