Wirecard: Das darf doch wohl nicht wahr sein

29.03.19

Die "Financial Times" legt erneut nach: In einem heute publizierten Bericht beruft sich die FT auf eigene Untersuchungen, die ergeben hätten, dass Wirecard offensichtlich mit mehr als einem Dutzend Firmen Geschäfte abgewickelt hat, bei denen es große Fragen um die Seriösität gibt. Bei der Wirecard-Aktie (WKN: 747206) kommt es zu neuen Kurskapriolen nach unten. 

Wirecard reagiert umgehend und weist die Anschuldigungen von sich. Das Unternehmen bezeichnet den Bericht als Fortsetzung einer Serie von irreführenden Informationen. Auffällig ist, dass Wirecard - trotz der am Dienstag publizierten Ergebnisse des externen Untersuchungsgutachtens - die bis vor Tagen für den 4. April angekündigte Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2018 auf den 25. April verschoben hat.

Recherchen führen FT-Reporter in Hinterhöfe

Wirecard arbeitet bekanntlich - aufgrund fehlender Lizenzen - mit Drittanbietern zusammen bei der Abwicklung von Bezahlvorgängen. So prozessiert Wirecard "in Kombination mit konzerneigenen Lizenzen oder in Partnerschaften mit Finanzinstituten und Kartennetzwerken" Kreditkartenzahlungen. In diesen Fällen werden transaktionsbezogene Gebühren an Drittanbieter gezahlt.

Die Informationen, die die FT über gewisse, namentlich genannte Drittanbieter vorlegt, sind sehr konkret. Einige dieser Partnerfirmen in Asien erscheinen nach den Recherchen der FT in einem unseriösen Licht.

Untersuchungen vor Ort auf den Philippinen hätten die FT zu Hinterhof-Lagerhallen und heruntergekommenen Baracken geführt, an denen Partnerunternehmen ihre Geschäftsadresse gehabt hätten. In Zusammenhang mit Maxcone / ConePay besäßen die lokalen Behörden nach Angaben der FT keine Informationen darüber, dass jemals ein Zahlungsdienstleister in dem Stadtbezirk tätig gewesen sei. Ein weiterer Partner aus dem Zahlungsgeschäft war in einem Gebäude untergebracht, in dem das Busunternehmen eines früheren leitenden Wirecard-Angestellten ebenso seinen Sitz hat.

Der Schlagabtausch zwischen Wirecard und der "Financial Times" geht in die nächste Runde. Quelle: Wirecard AG

Partnerunternehmen würden Wirecard zudem hohe und bereits seit Längerem ausstehende Summen schulden, was Fragen aufwerfe bezüglich der Werthaltigkeit der Profite, die diesen zugeordnet werden. Die FT nennt eine Liste vom März 2017 über angebliche Schulden in Höhe von 210 Millionen Euro, die Wirecard von Unternehmen, davon viele nicht näher beziffert, geschuldet werden.

Nach Angaben von Wirecard nimmt der Anteil der Transaktionen über Lizenzpartner stetig ab. Dazu passt, dass das Unternehmen zuletzt den eigenen Lizenzrahmen ausbauen wollte.

Wirecard klagt gegen die FT

Wirecard hatte erst vor Kurzem Klage beim Landgericht München ("Feststellungsklage wegen Nutzung und unrichtiger Darstellung von Geschäftsgeheimnissen") gegen die "Financial Times" eingereicht mit Ziel auf Unterlassung der Berichterstattung sowie einer Entschädigung für Aktionäre. Das teilte eine Wirecard-Sprecherin am Donnerstag mit. Demnach ist die Klage an die "Financial Times" selbst wie auch an den FT-Autor Dan McCrum gerichtet.

Der Krimi geht mit den neuen Enthüllungen in eine neue Runde. Es bleibt spannend.

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