Wirecard: Gewinnen Shortseller die Oberhand?
Aktionäre von Wirecard (WKN: 747206) kommen derzeit nicht zur Ruhe. Gute Unternehmenszahlen überstrahlen nur kurz, während der Zahlungsdienstleister im Prozess gegen die "Financial Times" einen Gerichtstermin verschieben ließ.
Am 2. April startet mittlerweile der 25. James Bond Film in den deutschen Kinos. Während manche Filmgeschichte müde belächelt wird, könnte der Krimi rund um den Zahlungsdienstleister Wirecard vielleicht schon bald in einen der kommenden Episoden verfilmt werden. Schließlich findet ein Teil der Handlungen ebenfalls in Englands Hauptstadt London statt.
Vor mittlerweile einundzwanzig Jahren ist Wirecard mit der Geschäftsidee angetreten Echtzeit- und Onlineüberweisungen zu ermöglichen. Ohne diese Technologie wären unsere heutigen Onlineeinkäufe nahezu undenkbar. Ein Siegeszug bahnt sich seinen Weg.
Genauso lange halten sich hartnäckige Gerüchte von Falschbilanzierungen und Luftbuchungen, die nun in wenigen Wochen mittels einer Sonderprüfung ausgeräumt sein sollen.
Kursziel 270 Euro bekräftigt
Sollte es dem Unternehmen gelingen, die Vorwürfe endlich vollumfänglich zu entkräften, dürfte der in Mitleidenschaft gezogene Aktienkurs kräftig explodieren. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sehen für diesen Fall erhebliches Kurspotenzial.
So hält Analyst Simon Bentlage den Abschlag der Bewertung der Wirecard-Aktie im Vergleich zu den Wettbewerbern Adyen und Wordline für „heftig“ und hat erst vor wenigen Tagen seine Kaufempfehlung mit dem Kursziel von 270 Euro bekräftigt.
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Die gerade veröffentlichten vorläufigen Zahlen des DAX-Unternehmens jedenfalls könnten auf den ersten Blick nicht besser ausgefallen sein. Der Umsatz legte um satte 38 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Durchschnitt mit nur 2,7 Milliarden Euro gerechnet.
Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen wuchs einen Tick stärker um rund 40 Prozent auf 785 Millionen Euro. CEO Braun bekräftige daraufhin die 2020er Planzahlen. Dieses Jahr möchte er die Ein-Milliarden-Euro-Marke knacken und 1 bis 1,12 Milliarden Euro unterm Strich für die Aktionäre einfahren. Der Vorstandschef lässt sich in der dazugehörigen Unternehmensmitteilung dann auch wie folgt zitieren:
Es ist vor allem ein sehr deutlicher Beleg für die nachhaltige Ertragsstärke unseres Geschäftsmodells.
Auch diese Zahlen konnten die Anleger aber nicht restlos begeistern, da die Unsicherheiten weiter überwiegen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Sonderprüfung durch die Experten von KPMG steht kurz bevor. Diese hatte Wirecard bis zum Ende des ersten Quartals in Aussicht gestellt, um Vorwürfe rund um die Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung auszuräumen.
Einige Anleger hatten gehofft, dass die Veröffentlichung parallel mit den jetzt veröffentlichten Geschäftszahlen geschieht. Das ist bekanntlich nicht erfolgt, sodass der Krimi noch einige Wochen weiterläuft.
Spätestens am 8. April sollte aber das Ergebnis im Rahmen der Bilanzpressekonferenz veröffentlicht werden. Ansonsten dürften die Shortseller wieder die Oberhand gewinnen und es droht ein erneuter Kurssturz auf die 100 Euro-Marke.
Sollten allerdings sämtliche Vorwürfe ausgeräumt und das Unternehmen dadurch rehabilitiert werden, dürften sowohl der DWS-Fondsprofi Tim Albrecht als auch der Analyst von Hauck & Aufhäuser, Simon Bentlage, eine Flasche Schampus aufmachen.