Wirecard: Leinen los trotz neuer FT-Stichelei
Die Wirecard-Aktie (WKN: 747206) klettert am Dienstag um +3,79% bis auf 149,20 Euro. Der Spezialist für mobiles und digitales Bezahlen knackt eine entscheidende Chartmarke, der Aktie glückt der Sprung über die trendbestimmende 200-Tage-Linie bei 145,12 Euro.
Damit wird das Papier wieder richtig interessant für Trader und das bisherige Rekordhoch bei 199 Euro rückt ins Visier. Wenig positive Neuigkeiten in Form eines neuen, kritischen Artikels durch die Financial Times sorgen für keinen Abbruch der guten Stimmung - auch wenn die FT wieder dicke Geschütze auffährt.
FT-Artikel liefert neuen Sprengstoff
Die Financial Times spricht im neuen Artikel - zum wiederholten Male - von drei Partnerunternehmen, die für die Hälfte der eingespielten Erlöse und für mehr als 90% des EBITDAs verantwortlich gewesen seien in 2016 und Anfang 2017. Die FT beruft sich auf eine der Zeitung vorliegende interne Übersicht, die maßgeblich vom Chef des Accounting und der internationalen Rechnungslegung erstellt und geupdatet worden sei (das Dokument können Sie hier abrufen).
Bei den Partnerunternehmen handelt es sich um die aus früheren Artikeln bekannten Firmen Ala Alam Solutions aus Dubai, PayEasy aus den Philippinnen sowie Senjo aus Singapur. Wirecard-Chef Markus Braun erklärte gegenüber Investoren, die Zahlen seien nicht korrekt.
Ein Restrisiko bleibt
Wirecard und seine Tochterunternehmen bieten technologeorientierte Finanzdienstleistungen mit den Branchenschwerpunkten Konsumgüter, Onlinehandel sowie Travelling/Mobilität. Dabei ist Wirecard als Zahlungsabwickler für die technische Abwicklung der elektronischen Zahlungen zuständig.
Für die erfolgreiche Durchführung der Transaktionen - das heißt, um Zahlungen über Kartennetzwerke abzuwickeln - benötigen Händler eine Kartenakzeptanzstelle, sogenannte Acquirer. Die Abwicklung von Transaktionen findet nach Wirecard-Angaben entweder über lizensierte Acquirer, die Wirecard angehören, oder über externe Acquring Partner statt.
Nur lizenzierten Finanzdienstleistungsunternehmen ist es erlaubt, Issuing- oder Acquiringdienstleistungen anzubieten und die damit verbundenen Geldtransfers zu tätigen. Der jeweilige Händler, bei dem Endkunden via Kreditkarte zahlen, ist an die jeweilige Vertragsbank angeschlossen.
Fakt ist, durch das Geschäftsfeld Acquiring & Issuing resultiert nach Angaben im Geschäftsbericht 2018 der größte Teil der Forderungen durch den Wirecard-Konzern, während er beim EBITDA einen wesentlich geringeren Teil ausmacht.
Im Artikel vom 29. März spricht die FT davon, dass Wirecard von "einem Dutzend Unternehmen" 210 Millionen Euro geschuldet werden - darunter PayEasy.
Das sei der Vollständigkeit wegen einmal gesagt. Anleger sollten das Restrisiko nicht ausblenden.
Wirecard-Aktie mit Fühlung nach oben
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung bleiben wir weiter bullish für die Wirecard-Aktie. Seit Vorlage des Geschäftsberichts am 25. April ist fast ein Monat vergangen. Seitdem streckt die Wirecard-Aktie - wie von uns frühzeitig erwartet - die Fühler nach oben aus. Am 8. Mai hob Wirecard die EBITDA-Prognose an auf 760 bis 810 Millionen Euro (vormals 740 bis 800 Mio. Euro).