Wirecard mit Video-Statement: Treuhänder kündigt kurzfristige Klärung an

Redaktion
19.06.20

Es ist der vielleicht spannendste Börsenkrimi aller Zeiten: Wirecard (WKN: 747206) sieht sich als Opfer eines möglicherweise gigantischen Betrugs. Die Vorveruteilung des DAX-Konzerns könnte sich als Schnellschuss erweisen.

In einem aktuellen Videostatement informiert Wirecard-Macher Markus Braun die Öffentlichkeit über die aktuelle Situation des Unternehmens. Noch gestern ging der Markt von einem klaren Betrug seitens des Zahlungsabwicklers aus, doch mittlerweile verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Wirecard selbst getäuscht wurde.

Was ist bekannt?

Der für gestern erwartete Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 konnte von Seiten der Wirtschaftsprüfer nicht testiert werden, da nach Mitteilung zweier Banken Hinweise auf gefälschte Saldenbestätigungen vorlägen. SD-Informationen zufolge handelt es sich hierbei um die Institute Banco de Oro und Bank of the Philippine Islands.

Die beiden Banken hätten die Kontenführung nach einem Treuhänderwechsel im letzten Jahr übernommen. Es gebe Hinweise darauf, dass den Prüfern von Ernst & Young „von einem Treuhänder oder aus dem Bereich dieser Banken“ falsche Belege zu Täuschungszwecken vorgelegt worden seien.

Kurzfristige Klärung angekündigt – nur ein abgekartetes Spiel?

Der 2019 neu mandatierte Treuhänder stehe laut Wirecard in ständigem Kontakt mit den Banken und dem Unternehmen. Es sei derzeit unklar, weshalb die Banken gegenüber Ernst & Young von Fälschungen sprechen. Der neue Treuhänder habe gegenüber Wirecard angekündigt, dass er den Sachverhalt kurzfristig mit den beteiligten Banken klären werde.

Ob die kolportierten 1,9 Milliarden Euro also tatsächlich nicht vorhanden sind, ist derzeit völlig unklar. Selbst eine groß angelegte, von längerer Hand geplante Aktion aus dem Bereich der Shortseller-Industrie kann nicht ausgeschlossen werden. Dass der Aufsichtsrat vorerst weiter an CEO Braun festhält und vorübergehend lediglich den COO freigestellt und einen neuen Compliance-Vorstand mit sofortiger Wirkung berufen hat, deutet darauf hin, dass man Wirecard tatsächlich in der Opferrolle vermutet.

Übernahmeschlacht eröffnet

Klar ist: Wirecard wird nun zu einem riesigen Spekulations- und Übernahmeobjekt. Mit weniger als 5 Milliarden Euro Marktkapitalisierung bei einem erwarteten EBITDA in Milliardenhöhe und rasant wachsenden Geschäften in einem absoluten Zukunftsmarkt könnten sowohl Player aus den USA als auch aus Asien auf den Plan treten und um Wirecard buhlen.

Wirecards Aktienkurs von nur noch unter 40 Euro weckt nun enorme Phantasien. Dass Banken Kredite eines profitablen DAX-Konzerns kurzfristig fällig stellen, dürfte nahezu ausgeschlossen sein. Trotzdem: Wirecard muss schnell Klarheit schaffen, um Folgeschäden zu vermeiden. Die Chance dazu ist da – und damit auch die Chance auf einen echten Neuanfang.

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Interessenkonflikt: Herausgeber, Mitarbeiter und NBC-Clubmitglieder halten selbstverständlich Aktien des besprochenen Unternehmens Wirecard. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber, Mitarbeiter und NBC-Clubmitglieder beabsichtigen die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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