Wirecard: Wo Rauch ist...

In der Spitze verlor die, inzwischen sowohl im TecDAX als auch im DAX, gelistete Aktie der Wirecard AG (WKN: 747206) gestern mehr als -25%. Bis Handelsende war das Minus zwar schon wieder auf nur noch knapp -14% zusammen geschrumpft. Trotzdem war es natürlich ein rabenschwarzer Tag für die ja eigentlich erfolgsverwöhnten Anteilseigner. Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, was hier schon wieder los war?

Schon wieder deshalb, weil es in der Vergangenheit bereits mehrere solcher Attacken, sogenannte "Short-Attacken", auf das Unternehmen bzw. die Aktie gab. Bisher aber konnte das Management die Vorwürfe stets widerlegen und tatsächlich gab es in der Folge sogar einige Gerichtsverfahren, in denen jedoch stets nur die "Gegner" verurteilt wurden. Dies kann man einerseits natürlich sehr positiv, andererseits jedoch durchaus auch negativ bewerten.

Sehr positiv deshalb, weil alle Prüfungen – infolge der entsprechenden Vorwürfe – ergebnislos blieben, man also weder dem Unternehmen noch den handelnden Personen irgendein, wie auch immer geartetes, Fehlverhalten nachweisen konnte. Negativ jedoch, weil der Konzern anscheinend dann doch immer noch so intransparent ist, dass man immer mal wieder eine solche Attacke starten kann.

Dies ist dann wiederum etwas erstaunlich, denn eigentlich müsste es doch im besten Interesse von Management, Unternehmen und auch den Anteilseignern liegen, diese offensichtliche Schwäche schnellstmöglich zu beseitigen. Warum schafft Wirecard es also nicht endlich die notwendige Transparenz herzustellen? Gerade jetzt, wo man doch – nach Börsenwert – an Commerzbank und Deutscher Bank vorbei gezogen ist – und es sogar in den DAX geschafft hat.

Die "Financial Times" (FT) ist kein Käseblatt, aber...

Schauen wir uns mit diesem Wissen im Hinterkopf die aktuellen Vorwürfe einmal etwas näher an. Diese wurden von der sehr renommierten Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) erhoben, den entsprechenden Artikel (auf englisch) finden Sie hier. Laut diesem Artikel hat ein Whistleblower dem FT-Journalisten Dan McCrum gesteckt, dass es im vergangenen Jahr eine interne Untersuchung bei Wirecard gab.

Demnach habe der für das Asien-Pazifik-Geschäft verantwortliche Manager Edo Kurniawan Geldflüsse in Höhe von umgerechnet ca. 37 Mio. Euro mit Hilfe gefälschter Konten und Verträge verschleiert – und damit gegen entsprechende Gesetze gegen Geldwäsche verstoßen. Die Verstöße sollen von einem Compliance-Mitarbeiter in einer Präsentation mit dem Titel "Project Tiger Summary" am 7. Mai 2018 aufgedeckt worden sein.

Auch CEO Markus Braun sei umgehend in Kenntnis gesetzt worden, ohne das jedoch irgendetwas passiert sei. Die Vorwürfe sind dabei schon etwas dubios. Denn wenn ein Compliance-Mitarbeiter solche Dinge entdeckt und umgehend meldet, spricht dies grundsätzlich ja eher für das Unternehmen. Wenn das Topmanagement den Fall dann überprüft und zu dem Schluss kommt, dass die Vorwürfe nicht zutreffen, ist das eine Entscheidung, die in dessen Zuständigkeitsbereich fällt.

Natürlich wäre es gut, wenn sich Herr Braun juristischen Rat dazu eingeholt hätte, aber da dazu nichts in dem Artikel steht, kann das ja durchaus der Fall gewesen sein. Insofern wirkt die heute vom Unternehmen verbreitete Stellungnahme glaubwürdig. Kein Wunder, dass dementsprechend auch Analysten, wie Heike Pauls von der Commerzbank, dem Unternehmen zur Seite springen.

Wo Rauch ist, ist eben leider oft auch Feuer: Wirecard sollte endlich für Transparenz sorgen!

Wie eingangs bereits thematisiert, sind solche Short Attacken, sofern Sie den auf unwahren Behauptungen beruhen, eine absolute Frechheit. Darum ist es auch gut, dass in der Vergangenheit entsprechende Gerichtsverfahren geführt und Strafen ausgesprochen worden sind. Von einem Vorwurf kann ich Markus Braun und sein Unternehmen jedoch leider nicht freisprechen.

Warum, um alles in der Welt, sorgt das Management nicht endlich für die notwendige Transparenz, um solche Short Attacken in Zukunft unmöglich zu machen bzw. zumindest erheblich zu erschweren? Statt dessen hat man in der Vergangenheit gerne mal mit Kanonen auf Spatzen, konkret mit Abmahnungen auf kritische Journalisten, geschossen. Dabei müssen, aus meiner Sicht, Journalisten doch kritisch sein.

Wäre seinerzeit die "Börse Online"-Journalistin Renate Daum nicht so kritisch gewesen, wäre bspw. der Betrugsfall ComROAD wohl nicht so schnell aufgedeckt worden. Es wirkt daher nicht besonders seriös, wenn man so vorgeht – und ist meines Erachtens besonders einem DAX-Konzern auch unwürdig. Doch was heißt das nun für die Aktionäre des Unternehmens?

Nun, grundsätzlich sollten diese sich klar machen, dass Wirecard zwar ein tolles Wachstumsunternehmen, jedoch bei weitem keine risikoarme oder gar risikolose Aktie ist. Dies führt dazu, dass man – bis zur Herstellung der entsprechenden Transparenz – wohl immer mal wieder mit einer solchen Attacke und in der Folge entsprechenden "Crashs" rechnen muss. Dies ist insofern kritisch, weil dadurch ein sinnvolles Money- und Risikomanagement mit Hilfe von Stoppkursen schwierig bis unmöglich wird.

Fazit

Wenn es mal wieder, infolge einer Short-Attacke, zu einem solchen "Crash" kommt, kann man die Aktie kurzfristig durchaus einsammeln. Denn zumindest traden lässt sich das ja recht gut. Wer langfristig investieren möchte, tut dies natürlich auch am besten zu möglichst niedrigen Kursen und damit bei einem solchen "Crash". Dann muss man aber Management und Unternehmen wirklich total vertrauen.

Denn zunächst muss der Stoppkurs – nach einem Einstieg – mindestens 30% unter dem Kaufkurs liegen. Wenn die Aktie dann steigt, kann man diesen sukzessive nachziehen. Wobei es jedoch immer beim Puffer von ca. 30% bleiben muss. Denn sonst läuft man Gefahr die Gewinne von Wochen oder Monaten an einem einzigen Tag wieder abzugeben! Ideal ist das also leider nicht.

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