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Dividendenrendite: Wie hoch sollte sie sein?

Aktien werden generell gerne als „Dividenden-Papiere“ bezeichnet, was auch gute Gründe hat. Denn vor der aktuell ja immer noch laufenden industriellen Revolution durch Computer/Internet, die viele neue Wachstumsunternehmen hervorgebracht hat, setzten viele Anleger ausschließlich auf Aktien von Unternehmen, die eine Dividende ausschütteten.

stock.adobe.com/Sutthiphong

Die Ausschüttung einer Dividende war also obligatorisch und nur Unternehmen, die Dividenden ausschütteten, galten für viele Anleger überhaupt als investierbar.

Bei (jungen) Wachstumsunternehmen aus Bereichen wie Biotechnologie oder Internet/Software findet man dagegen kaum Dividendenzahler, da diese Unternehmen frei werdendes Kapital ständig reinvestieren müssen. Wie immer bestätigen natürlich auch hier Ausnahmen wie Cisco Systems (WKN: 878841)  oder Microsoft (WKN: 870747) die Regel. Aber es hat gute Gründe, warum Konzerne wie Alphabet (WKN: A14Y6F), Amazon.com (WKN: 906866) oder Facebook (WKN: A1JWVX) keine Dividenden auskehren.

Ist die Ausschüttung einer Dividende heutzutage noch sinnvoll?

Schon deshalb kann man sich berechtigterweise die Frage stellen, ob die Ausschüttung von Dividenden heutzutage prinzipiell noch eine gute Sache ist. Und ob hohe Dividendenrenditen tendenziell eher positiv oder vielleicht sogar eher negativ beurteilt werden müssen.

Ob ein Unternehmen eine Dividende ausschüttet oder nicht beziehungsweise ausschütten sollte oder nicht, ist eine Grundsatzfrage, die man heute sehr kontrovers diskutieren kann. Denn es gibt mindestens zwei gute Gründe, die gegen die Ausschüttung einer Dividende sprechen: Erstens die Steuern, die auf diese Ausschüttung fällig werden, zweitens eine Alternative, die man erst seit einigen Jahren wieder hat, nämlich Aktienrückkaufprogramme.

So kann man die Aktionäre prinzipiell auch in Form eines Aktienrückkaufprogramms am Erfolg des Unternehmens beteiligen. Um dies zu verdeutlichen, nehme ich ein Extrembeispiel: Kauft ein (erfolgreiches) Unternehmen 50% seiner ausstehenden Aktien zurück und zieht diese ein, verdoppelt sich der Gewinn je Aktie allein durch diese Maßnahme, selbst dann, wenn es kein Gewinnwachstum gibt.

Dementsprechend dürfte sich auch der Aktienkurs nicht nur einigermaßen stabil zeigen, sondern sich (nahezu) verdoppeln. Letztlich wird die Dividende so in Form von Kursgewinnen „versteckt“, die mehrere Vorteile bieten. So kann jeder Anteilseigner selbst entscheiden, wann er Geld benötigt, und dementsprechend disponieren (ergo Aktien verkaufen). Außerdem sind Kursgewinne in vielen Ländern – nach gewissen Haltefristen – steuerfrei gestellt.

Dividenden-Aristokraten und Dividenden-Könige

Dividenden-Aristokraten werden Aktien von Unternehmen genannt, die seit mindestens 25 Jahren eine Dividende ausschütten und diese in diesem Zeitraum zudem nie gekürzt haben.

Dies ist wichtig, denn es bringt einem Anleger wenig, wenn ein Konzern in guten Jahren Rekord-Dividenden ausschüttet, dafür aber in Krisenzeiten kaum oder sogar gar keine Dividende mehr zahlt. Zumal die Konstanz in der Ausschüttung auch einiges über das zugrundeliegende Geschäftsmodell aussagt. So mussten Konzerne wie die Deutsche Lufthansa (WKN: 823212) oder TUI (WKN: TUAG00) zuletzt aufgrund der Covid-19-Pandemie ihre Ausschüttungen canceln.

Tourismus ist also kein Geschäftsmodell, das zu jeder Zeit funktioniert. Daher sollte man wohl ganz grundsätzlich mit allen Aktien aus diesem Sektor sehr vorsichtig sein, zumindest wenn man großen Wert auf die Ausschüttung einer Dividende legt. Genau andersherum sieht es im Bereich Telekommunikation aus. So zählt die T-Aktie (WKN: 555750) nicht umsonst zu den stärksten und zuverlässigsten Dividendenzahlern aus dem DAX.

Doch es geht natürlich noch eine Nummer besser. So gibt es, insbesondere in den USA, einige Konzerne, die seit mehr als 100 Jahren eine Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten. Schon wer dies „nur“ 50 Jahre schafft, gilt als Dividenden-König. Insofern müsste man für diese Unternehmen beziehungsweise diese Aktien eigentlich noch den Titel Dividenden-Kaiser einführen, aber lassen wir diese Spielereien.

Worauf Dividendenjäger unbedingt achten sollten!

Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Thema, nämlich worauf die Dividendenjäger unter den Anlegern unbedingt achten sollten. Grundsätzlich ist eine möglichst lange Historie von mindestens konstanten Dividendenzahlungen schon mal ein klares Qualitätsmerkmal. Denn dies beweist, dass ein Unternehmen auch wirtschaftliche Krisen meistern kann.

Aber das allein wäre zu kurz gesprungen. Denn viele Dividendenjäger gucken stets in erster Linie auf die Höhe der Dividende, natürlich in Relation zum Aktienkurs, die sogenannte Dividendenrendite. Dabei bevorzugen sie Aktien mit entsprechend hoher Dividendenrendite. Die Grundüberlegung dahinter ist auch nicht falsch. Wenn ein Unternehmen nämlich eine Dividendenrendite in Höhe von 5% p.a. aufweist, erhält man innerhalb von zwanzig Jahren den Börsenkurs in Form von Ausschüttungen zurück.

Mit anderen Worten: Nach zwanzig Jahren hat man sein ursprünglich getätigtes Investment wieder heraus und ist somit risikofrei. Sollte die Aktie sich in zwanzig Jahren kaum oder gar nicht bewegt haben – die Aktie der Deutschen Telekom ist so ein Fall – hätte man sein Geld trotzdem, nämlich dank der Dividenden, verdoppelt. Das klingt nicht nur sehr gut, das ist es auch, gerade im heutigen Nullzins- beziehungsweise Negativzinsumfeld.

Dennoch gibt es zwei Dinge, auf die man stärker achten sollte als auf die Dividendenrendite, nämlich zum einen die Ausschüttungsquote (in Relation zum Free Cash Flow (FCF)) und zum anderen das Dividendenwachstum. Dabei sollte die Ausschüttungsquote des Unternehmens idealerweise nicht über 60 bis 65 Prozent, besser sogar um oder unter 50 Prozent des FCF liegen. Denn nur so kann das Management einen entsprechenden Puffer für schlechte Zeiten aufbauen.

Auch das Dividendenwachstum darf nicht nur absolut betrachtet werden, sondern muss natürlich ebenfalls in Relation zur Ausschüttungsquote gesehen werden. Schüttet ein Konzern plötzlich 60% anstatt zuvor 30% des FCF an seine Anteilseigner aus, wird die Dividende einmalig sehr stark wachsen – und damit hat es sich. Besser sind regelmäßig und nachhaltig leicht wachsende Dividenden bei gleicher oder sogar niedrigerer Ausschüttungsquote.

Die Dividendenrendite ist oftmals trügerisch

Die Dividendenrendite selbst kann dagegen trügerisch sein. Denn oftmals verweigert sich die Führungsetage früh- und damit rechtzeitigen Dividendenkürzungen, schon weil diese bei den Aktionären unpopulär sind und darüber hinaus die Boni des Managements an diesen hängen können. Wenn ein Unternehmen – siehe General Electric (WKN: 851144) – jedoch über Jahre Probleme hat und die Dividenden nicht kürzt, steigt die Dividendenrendite rasant. Denn die Dividende bleibt ja erst einmal unangetastet, aber der Aktienkurs fällt und fällt.

Womit die eingangs gestellte Frage, ob hohe Dividendenrenditen eher positiv oder eher negativ beurteilt werden sollten, schon ein wenig beantwortet ist. Auch hier mögen Ausnahmen die Regel bestätigen, aber tendenziell sollte man bei exorbitant hohen Dividendenrenditen immer sehr vorsichtig agieren.

Fazit: (Hohe) Dividenden können ein Qualitätsmerkmal sein

Zusammenfassend kann man sagen, dass (hohe) Dividenden ein Qualitätsmerkmal für Aktien sein können. Die Betonung liegt aber hier auf können; sie müssen es nicht zwangsläufig. Zudem muss man sich bei der Bewertung der Dividende etwas mehr anschauen als einfach nur die Dividendenrendite. So wies die Aktie des Öltanker-Unternehmens Frontline (WKN: A2AD7B) phasenweise Dividendenrenditen von über 20% aus, inzwischen wurde die Dividende hier jedoch gestrichen und die Dividendenrendite liegt bei null.

Ein anderes Beispiel ist der Schweizer Lebensmittelgigant Nestlé (WKN: A2N7XQ). Hier liegt die Dividendenrendite zwar bei „nur“ etwa 2,8% p.a. Dafür erhöhen die Schweizer ihre Dividende jedoch in schöner Regelmäßigkeit, was natürlich in direktem Zusammenhang mit der hervorragenden Geschäfts- respektive Gewinnentwicklung des Konzerns steht. Daher steigt auch die Aktie seit Jahren sukzessive immer weiter an, was die Dividendenrendite entsprechend dämpft.

Grundsätzlich sollten Anleger sich gut überlegen, ob sie wirklich Dividendenjäger sein wollen oder nicht. Denn da Wachstumsunternehmen in der Regel eben keine Dividenden ausschütten, entgehen ausschließlich auf Dividenden fokussierte Anleger große Chancen an der Börse. Wie eigentlich immer im Leben, erscheint ein Mittelweg sinnvoller. So sollte man neben einigen Dividendenpapieren wie Microsoft oder Nestlé durchaus auch Wachstumswerte wie Alphabet in seinem Depot haben.

Grundsätzlich gilt: Egal, wie Sie sich entscheiden – Dogmen sind fehl am Platz, ein guter Mix erscheint sinnvoller als eine Fixierung rein auf Dividenden. Aber egal, ob man sich für ein Anlegerleben als reiner Dividendenjäger entscheidet oder nicht, ganz so einfach, wie man glauben mag, ist es nicht. So kommen gerade Dividendenjäger eigentlich nicht umhin, die Geschäftsberichte der Unternehmen, in die sie investieren, regelmäßig zu lesen. Das tut übrigens selbst Investmentlegende Warren Buffett im hohen Alter noch...

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