Bottom Fishing: Wann ist an der Börse wirklich der Boden erreicht?

Der finale Teil unserer Reihe über Trading-Techniken bildet eine verlockende, aber Geduld fordernde Strategie: das Bottom Fishing. Was es damit auf sich hat und mit welchen Herausforderungen bei dieser Technik rechnen muss, ist Thema des heutigen Beitrags.

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Was ist Bottom Fishing?

Es klingt so einfach und naheliegend: Man kauft eine Aktie, die unverdient vom Markt überrollt wurde und verkauft sie nach einer sensationellen Kurserholung mit einer ansehnlichen Rendite – buy low, sell high.

Beim bottom fishing suchen Investoren nach dem tiefst möglichen Einstiegspunkt für einen Aktienkauf und setzen auf einen positiven Trendwechsel. Das Problem: Aktien, aber auch Indizes können ohne Probleme und von Angst begleitet für sehr lange Zeit fallen. Auch dann, wenn der Asset bereits dramatisch unterbewertet ist und sich im Deep Value-Territorium befinden.

Herausforderung beim Bottom Fishing

Das größte Hindernis hat bereits der Star Investor Peter Lynch in einem Interview vom 29. Oktober 1982 in der Sendung Walls Street Week am eigenen Beispiel beschrieben. Es ist die eigene Vorstellungskraft, die dem Anleger im Wege steht und ihn dazu verführt, ins fallende Messer zu greifen:

Ich hatte eine schwere Zeit. Die Aktien von Standard Oil of Ohio fielen dieses Jahr von 90 US$ auf 60 US$, und ich habe allen gesagt, dass diese Aktie nicht noch weiter fallen wird. Dann ging sie auf 50 US$ runter. Ich sagte: Das ist es, nicht weiter. Als sie die 40 US$ Marke erreichte, sagte ich zu den Leuten: Das ist es.

Als die Aktie schließlich auf unter 30 US$ fiel fragten die Leute: ‚Was halten Sie von Standard Oil of Ohio?‘. Ich sagte: ‚Was macht Standard Oil of Ohio? Ich kenne diese Firma nicht‘.

Bottom fishing in der Praxis

Wie lösen bottom fisher das offensichtliche Problem, welches Lynch in seinem Interview anekdotisch zusammengefasst hat? Mit einer Kombination aus fundamentalem Wissen über ein Unternehmen, technischer Analyse und Geduld.

Das fundamentale Wissen über eine Aktie beantwortet das „Was“ und „Warum“. Schreibt ein Unternehmen Quartal für Quartal schwarze Zahlen, sprechen die Bilanzen Bände und legen einen Kauf nahe. Der Haken: Das Marktsentiment bestimmt bis zuletzt den tatsächlichen Kurs und aussichtsreiche Werte können aufgrund von Gerüchten oder Ängsten für langgezogene Zeiträume neue Böden ausbilden.

Daher beginnt in der zweiten Phase die technische Analyse. Der Blick auf den Chart soll dabei unterstützen, den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg zu finden, also das „Wann“ zu fixieren. Dazu bedient man sich unterschiedlicher Formen, die als wichtige Signalgeber fungieren z. B. einem Rounding bottom (Untertasse), einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation, einem Doppeltief oder einer V-Formation.

Als letztes benötigen bottom fisher für einen erfolgreichen Trade viel Zeit und noch mehr Geduld. Um wie ein Angler am Grund zu fischen, müssen Anleger auf ihre Gelegenheit warten und sich in Beobachtung üben. Est wenn sich der letzte Boden ausgebildet hat und die tiefst mögliche Unterstützung ausgiebig getestet wurde, kann es losgehen. Dies kann – je nach Aktie und Marktphase – mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern.

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