Benannt nach dem amerikanischen Star-Investor Warren Buffett soll er Aktionären Aufschluss darüber geben, wie der Kapitalmarkt eines Landes bewertet ist. Die Rede ist vom Buffett-Indikator. Was die Kennzahl kann, ist das Thema dieses Wissensbeitrags.
Kurz erklärt
Der Buffett-Indikator fasst die Marktkapitalisierung aller börsengelisteten Aktien eines Landes zusammen und setzt diese ins Verhältnis zum aktuellen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dazu teilt man die Marktkapitalisierung durch das BIP und multipliziert das Resultat mit 100. In einer Formel ausgedrückt, entsteht eine klassische Bruchrechnung:
Buffetts Begründung
Ursprünglich entwarf Warren Buffett den Indikator für den amerikanischen Aktienmarkt. Sein Ziel war es, eine genauere Vorstellung davon zu erhalten, ob der S&P 500 und weitere Indizes über- oder unterbewertet sind.
Die dahinter firmierende Hypothese Buffetts fußt darauf, dass die gebündelte Marktkapitalisierung amerikanischer Aktien in direkter Beziehung zur Wirtschaftskraft der USA stünde.
Dies sei erkennbar – so seine Begründung – mit einem tief reichenden Blick in die Geschichte. Sein favorisierter Chart für dieses Vorgehen ist das Verhältnis des Wilshire 5000 und dem amerikanischen Gross Domestic Product (GDP), betrachtet über eine Zeitspanne von mehr als 80 Jahren.
Zum Hintergrund: Der Wilshire 5000 Total Market Index enthält alle börsennotierten Unternehmen, die ihren Sitz in den USA haben. Das schließt Small Caps, Mittelständler und Konzerne gleichermaßen mit ein.
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Unter- und Überbewertung
Liegt der errechnete Wert zwischen 70 % und 80 % geht Buffett davon aus, dass eine Unterbewertung des untersuchten Aktienmarkts vorliegt. Demnach wäre das Bruttoinlandsprodukt größer als der Aktienmarkt. Anders ausgedrückt: Der Wirtschaftskraft eines Landes, repräsentiert durch seinen Aktienmarkt, würde an der Börse nicht Rechnung getragen werden.
In umgekehrter Logik liegt eine Überbewertung dann vor, wenn der Wert eines Aktienmarkts über 150 % rangiert. Eine daraus resultierende Folge: Das Risiko von Korrekturen nimmt zu. Steigt der Wert über 200 % wird die Lage brenzlig und ein Crash bahnt sich an.
Grenzen des Indikators
Obwohl der Indikator als zielführende Hilfe bei der Feststellung aktueller Bewertungsniveaus gelobt wurde, gibt es Begrenzungen, die im Wesen der amerikanischen Volkswirtschaft zu verorten sind.
Zum einen hängt die Aussagekraft des Indikators stark davon ab, wie ausgereift der Kapitalmarkt einer Nation ist. Gibt es wenig börsennotierte Unternehmen in einer ansonsten produktiven und wachsenden Volkswirtschaft, fehlt die wichtigste Messgrundlage für den Buffett-Indikator: die Marktkapitalisierung.
Zum anderen kann die enorme Gewichtung von Konzernriesen wie den Magnificent Seven (Apple, Microsoft, Facebook etc.) im Index dazu führen, dass das Marktbild verzerrt wird. So kann der amerikanische Aktienmarkt laut Buffett-Indikator überbewertet sein, obwohl tausende klein- und mittelständische Unternehmen niedrige KGV’s aufweisen und kerngesund sind.