Carry Trade: Verstehen, wie die Zinsarbitrage funktioniert

Aus der Reihe der Trading-Techniken richten wir unsere Aufmerksamkeit nun auf eine spezielle und spekulative Strategie aus dem Universum des Devisenhandels: dem Carry Trade. Worum es bei dieser Technik geht, welche Besonderheiten und Risiken sie kennzeichnet, ist Thema des heutigen Beitrags.

stock.adobe.com/sam

Was ist ein Carry Trade?

Mit einem Carry Trade werden grundsätzlich alle Transaktionen zusammengefasst, bei denen Anleger und Investoren versuchen von Zinsunterschieden unterschiedlicher Währungsräume zu profitieren. Am häufigsten sind solche Trades im Forex Bereich verbreitet, da dort in Währungspaaren gehandelt werden kann. Daher spricht man von sogenannten Currency Carry Trades.

Wie funktioniert ein Currency Carry Trade?

Mit einem Currency Carry Trade nehmen Investoren einen Kredit in einer Währung mit niedriger Verzinsung auf, um damit verzinsliche Wertpapiere oder andere Finanzprodukte (z. B. Anleihen) in einer Fremdwährung mit höherem Zinsniveau anzulegen. Bei der Schließung von Positionen müssen Trader den Kredit in der ursprünglichen Währung auslösen. Im besten Fall erwirtschaften Trader aus der Zinsdifferenz zwischen beiden Währungen Erträge.

Popularisierung des Carry Trading

Carry Trading galt über Jahrzehnte hinweg als Domäne professioneller und institutioneller Investoren. Dies änderte sich, als Japan Anfang der 1990er Jahre in eine Rezession schlitterte und die Zentralbank mit einer massiven Senkung der Leitzinsen gegensteuerte.

Das stagnierende Niedrigzinsniveau machte die ruhige Geldanlage bei einer Bank für Sparer unattraktiv, die Inflation und der Aktienindex Nikkei lag seit dem Crash von 1989 am Boden.

In dieser ausweglos erscheinenden Situation wagte sich eine Anlegerin an den Devisenmarkt, die seit jeher für die gesunde Entwicklung der familiären Finanzen verantwortlich ist: Mrs Watanbe.

Wer ist Mrs Watanbe?

Watanbe ist einer der häufigsten Nachnamen in Japan und würde im Deutschen seine Entsprechung in „Müller“ oder „Meier“ finden. Als archetypische Repräsentation der japanischen Hausfrau, verwaltet und investiert Mrs Watanbe das Geld der Familie.

Um eine Rendite am Geldmarkt zu erzielen und den Risiken am Kapitalmarkt aus dem Weg zu gehen, spekulierten japanische Hausfrauen en masse auf Währungspaare. Dazu nahmen sie Kredite in billigen Yen auf und paarten sie mit zinstragenden Wertpapieren in US-Dollar oder Australian Dollar.

In der Praxis bedeutete ihr Vorgehen, dass sie japanische Yen als Kredit aufnahmen und gegen australische Dollar tauschten. Im nächsten Schritt legten sie den Betrag in Australien an zu einem höheren Zins an. Mit der Fälligkeit des Kredits wurde die angelegte Summe von australischen Dollar in Yen zurückgetauscht.

Risikoprofil des Carry Trading

Das Geschäftsmodell von Mrs Watanbe boomte und überraschte die Finanzwelt. Allerdings ist die Strategie nicht risikofrei. Zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von Carry Trades gehört eine Zinsstabilität in beiden Währungsräumen. Warum? Beim Abschluss eines Carry Trades muss der Anleger in die ursprüngliche Währung zurücktauschen und riskiert durch Wechselkursschwankungen seine Gewinne zu verlieren.

Darüber hinaus hängt der Erfolg des Carry Trading wesentlich davon ab, welche Zinsentscheidungen die Zentralbanken beiden Länder treffen. Bei plötzlichen und einschneidenden Veränderungen steigen die Kosten der Finanzierung und offene Positionen müssen bedient werden.

💬 Trading und andere Börsenthemen: Jetzt diskutieren!

Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen kostenlosen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.

Weitere Börsenlexikon-Artikel lesen

Grid-Trading: Dein Kursnetz für kontinuierliche Gewinne

Bottom Fishing: Wann ist an der Börse wirklich der Boden erreicht?

Momentum-Trading: Der Schlüssel zum schnellen Gewinn?

News-Trading: Profitieren von Schlagzeilen? So geht's!

Swing-Trading: Einfach und effektiv erklärt

Positions-Trading: So meisterst Du langfristige Märkte

Scalping: Wie Du in 2 Minuten Trading-Gewinne erzielen kannst

Volumen Trading: Die Basics für Einsteiger erklärt

Copy-Trading: Als Anfänger an der Börse durchstarten? Die Chancen und Risiken

Wie Hochfrequenzhandel die Börse revolutioniert

Range-Optionsscheine erklärt: Wie sie funktionieren und wann sie einzusetzen sind

Digital vs. Barrier: Wie exotische Optionsscheine die Börsenwelt verändern

Multiple Time Frame Analysis: Warum Profi-Trader darauf schwören

Symmetrische Dreiecke – 1x1 der Charttechnik

Double Bottom erklärt – 1x1 der Charttechnik

Double Top erklärt – 1x1 der Charttechnik

1-2-3-Chartmuster: Trader lieben die Umkehrformation

V-Formation: Trader lieben die radikale Trendumkehr

Repackagings an den Finanzmärkten – einfach erklärt

Index- und Aktienkorb-orientierte Anleihen: Was ist das?

Aktienanleihen: Wie funktionieren sie, was sind ihre Vor- und Nachteile?

Wandelanleihen: Was ist das? Funktionsweise einfach erklärt

Dow-Theorie: Die Anfänge der Technischen Analyse