Aus der Reihe der Trading-Techniken richten wir unsere Aufmerksamkeit nun auf eine spezielle und spekulative Strategie aus dem Universum des Devisenhandels: dem Carry Trade. Worum es bei dieser Technik geht, welche Besonderheiten und Risiken sie kennzeichnet, ist Thema des heutigen Beitrags.
Was ist ein Carry Trade?
Mit einem Carry Trade werden grundsätzlich alle Transaktionen zusammengefasst, bei denen Anleger und Investoren versuchen von Zinsunterschieden unterschiedlicher Währungsräume zu profitieren. Am häufigsten sind solche Trades im Forex Bereich verbreitet, da dort in Währungspaaren gehandelt werden kann. Daher spricht man von sogenannten Currency Carry Trades.
Wie funktioniert ein Currency Carry Trade?
Mit einem Currency Carry Trade nehmen Investoren einen Kredit in einer Währung mit niedriger Verzinsung auf, um damit verzinsliche Wertpapiere oder andere Finanzprodukte (z. B. Anleihen) in einer Fremdwährung mit höherem Zinsniveau anzulegen. Bei der Schließung von Positionen müssen Trader den Kredit in der ursprünglichen Währung auslösen. Im besten Fall erwirtschaften Trader aus der Zinsdifferenz zwischen beiden Währungen Erträge.
Popularisierung des Carry Trading
Carry Trading galt über Jahrzehnte hinweg als Domäne professioneller und institutioneller Investoren. Dies änderte sich, als Japan Anfang der 1990er Jahre in eine Rezession schlitterte und die Zentralbank mit einer massiven Senkung der Leitzinsen gegensteuerte.
Das stagnierende Niedrigzinsniveau machte die ruhige Geldanlage bei einer Bank für Sparer unattraktiv, die Inflation und der Aktienindex Nikkei lag seit dem Crash von 1989 am Boden.
In dieser ausweglos erscheinenden Situation wagte sich eine Anlegerin an den Devisenmarkt, die seit jeher für die gesunde Entwicklung der familiären Finanzen verantwortlich ist: Mrs Watanbe.
Wer ist Mrs Watanbe?
Watanbe ist einer der häufigsten Nachnamen in Japan und würde im Deutschen seine Entsprechung in „Müller“ oder „Meier“ finden. Als archetypische Repräsentation der japanischen Hausfrau, verwaltet und investiert Mrs Watanbe das Geld der Familie.
Um eine Rendite am Geldmarkt zu erzielen und den Risiken am Kapitalmarkt aus dem Weg zu gehen, spekulierten japanische Hausfrauen en masse auf Währungspaare. Dazu nahmen sie Kredite in billigen Yen auf und paarten sie mit zinstragenden Wertpapieren in US-Dollar oder Australian Dollar.
In der Praxis bedeutete ihr Vorgehen, dass sie japanische Yen als Kredit aufnahmen und gegen australische Dollar tauschten. Im nächsten Schritt legten sie den Betrag in Australien an zu einem höheren Zins an. Mit der Fälligkeit des Kredits wurde die angelegte Summe von australischen Dollar in Yen zurückgetauscht.
Risikoprofil des Carry Trading
Das Geschäftsmodell von Mrs Watanbe boomte und überraschte die Finanzwelt. Allerdings ist die Strategie nicht risikofrei. Zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von Carry Trades gehört eine Zinsstabilität in beiden Währungsräumen. Warum? Beim Abschluss eines Carry Trades muss der Anleger in die ursprüngliche Währung zurücktauschen und riskiert durch Wechselkursschwankungen seine Gewinne zu verlieren.
Darüber hinaus hängt der Erfolg des Carry Trading wesentlich davon ab, welche Zinsentscheidungen die Zentralbanken beiden Länder treffen. Bei plötzlichen und einschneidenden Veränderungen steigen die Kosten der Finanzierung und offene Positionen müssen bedient werden.
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