Dow-Theorie: Die Anfänge der Technischen Analyse

Ob groß oder klein: Kein Anleger kommt am Dow Jones Industrial Average vorbei. Hinter dem weltweit wichtigsten Leitindex verbirgt sich ein Mann, der die Fundamente für die Technische Analyse gelegt hat: Charles Henry Dow (1851-1902). In diesem Wissensbeitrag erfährst Du in aller Kürze die Entstehungsbedingungen des Dow Jones als Grundlage für die Technischen Analyse.

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Journalist, Redakteur, Gründer

Charles Henry Dow wurde 1851 als Sohn eines Landwirts in Connecticut geboren und begann mit 21 Jahren seine Karriere als regionaler Reporter. Im Laufe der Jahre spezialisierte er sich auf die Zusammenarbeit mit Banken und Börsenmaklern an der Wall Street.

Zusammen mit dem Journalisten Edward Davis Jones (1856-1920) gründete er die Nachrichtenagentur Dow, Jones & Company. Ihr Spezialgebiet war das Verfassen unabhängiger Finanznachrichten. Außerdem rief das Duo den ersten Börsenbrief der USA ins Leben. Aus diesem Brief entwickelte sich später das renommierte Wall Street Journal.

Der erste Aktienindex im Zeitalter der Eisenbahn

Besondere Bekanntheit erlangten Charles Dow und sein Geschäftspartner mit der erstmaligen Entwicklung eines Index, um einen verlässlichen Richtwert für Kursschwankungen am Aktienmarkt zu erhalten. Ihr erster Index, der Dow Jones Railroad Average, wurde am 3. Juli 1884 veröffentlicht und enthielt mehrheitlich Eisenbahnaktien.

Heute wird der Index unter der Bezeichnung Dow Jones Transportation Average fortgeführt und umfasst die zwanzig größten Transportunternehmen der USA. Unter technischen Analysten gilt der Index als Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung der Vereinigten Staaten.

Die Geburt des Dow Jones

Wesentlich bekannter ist der Dow Jones Industrial Average. Ein Index, den Charles Dow mit seiner Agentur für das Wall Street Journal entwarf. In der ersten Ausführung des Aktienindex befanden sich zwölf Unternehmen im Dow Jones. Zur Berechnung addierte Charles Dow die Aktienkurse aller Unternehmen und dividierte die erhaltene Summe durch zwölf. Am 26. Mai 1896 lag die Erstnotiz an der New York Stock Exchange bei 40,94 Punkten.

Mit dem Dow Jones Industrial Average legte Charles Henry Dow (1851-1902) die Fundamente der Technischen Analyse. Dabei blieb es jedoch nicht.

Fundament der Technischen Analyse: 6 Theoreme der Dow-Theorie

Auf Grundlage seiner eigenen Beobachtungen des damals noch jungen Index entwickelte Dow eine Theorie zu den Wechselwirkungen von Anlegerverhalten und Markttrends. Die Ergebnisse fasste er in einem sechsteiligen Regelwerk zusammen, das bis heute Anwendung findet.

Theorem 1) Im Index sind alle Informationen enthalten: Die erste Grundannahme von Dow besteht darin, dass er den Chart eines Index als unverzerrtes Spiegelbild von Angebot und Nachfrage bestimmte. Alle Informationen, so Dow, seien in den Kursständen der Indizes berücksichtigt. Folglich ist eine Fundamentanalyse nicht mehr notwendig.

Theorem 2) Der Markt gliedert sich in drei Trends: Laut Dow weist der Markt drei Trends auf: primäre, sekundäre und tertiäre Trends. Jeder Trend hat einen eigenen Zeithorizont. Während primäre Trends langfristiger Natur sind, zeichnen sich sekundäre Trends durch ihre Mittelfristigkeit aus. Tertiäre Trends sind auch als „Rauschen“ bekannt und treten kurzfristig auf.

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Ende des 19. Jahrhunderts hat Henry Charles Dow seine Theoreme über die Finanzmärkte aufgestellt. Grafik: Eigene Darstellung

Primäre Trends sind dominante Auf- oder Abwärtsbewegungen, für die eine Folge höherer Hochs und tieferer Tiefs charakteristisch sind. Sekundäre Trends treten als Korrekturen auf und unterbrechen Marktbewegungen nach oben oder nach unten. Last but not least gibt es tagesaktuelle Schwankungen und Preisbewegungen, die für die übergeordneten Trends keine Rolle spielen.

Theorem 3) Die drei Phasen primärer Trends: Jeder primäre Trend gliedert sich in drei Phasen: einer Akkumulation, einer öffentlichen Beteiligung und einer Distribution. In der Akkumulationsphase hat sich der Markt von einer Abwärts- zu einer Aufwärtsbewegung gedreht. Gut informierte Anleger steigen an dieser Stelle ein und versuchen die gesamte Aufwärtsbewegung mitzunehmen.

In der Phase öffentlicher Beteiligung lockt ein positiver Nachrichtenfluss immer mehr Anleger an die Börse. In der dritten Phase, der Distribution, schlägt die Stimmung endgültig in Euphorie um. Der Zustrom neuer Anleger schwillt weiter an und die ausgerufenen Prognosen werden immer optimistischer. Vorsichtige und erfahrene Anleger beginnen an diesem Punkt Gewinne über Verkäufe zu realisieren. Am Ende der Distribution wird die Aufwärts- von einer Abwärtsbewegung abgelöst und spült die Investoren aus dem Markt, die zu teuer eingestiegen sind.

Theorem 4) Gegenseitige Bestätigung: In der ursprünglichen Fassung seiner Theorie war Charles Dow der Ansicht, dass ein Bären- oder Bullenmarkt nur ausgerufen werden kann, wenn sich der Dow Jones Railroad Average und der Dow Jones Industrial Average gegenseitig bestätigen.

Theorem 5) Volumen als Trendbestätigung: Steigt das Handelsvolumen bei steigenden Aktienkursen, kann dies als Bestätigung für einen intakten Aufwärtstrend gewertet werden. Dasselbe gilt für fallende Kurse in einem bärischen Umfeld.

Theorem 6) Trägheit trägt den Trend: Das letzte Theorem der Dow-Theorie entlehnt sich aus der Physik und macht sich die Wirkungsweise von der Trägheit der Masse zunutze. Auf die Charttechnik übertragen, bedeutet dies, dass ein begonnener Trend bestehen bleibt. Erst eine definitive Umkehr löst einen Trendwechsel aus.

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