Santa Claus Rally: Warum die Börse am Jahresende anzieht

Nach dem traditionell schwachen Börsenmonat September ziehen die Märkte zum Jahresende in der Regel wieder an. Darum widmet sich dieser kurze Wissens-Beitrag einem Phänomen, das alle Jahre wieder in Erscheinung tritt: der Santa Claus Rally.

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Was ist die Santa-Claus-Rally?

Mit der Weihnachtsrally wird ein Kalendereffekt bezeichnet, bei dem die Aktienmärkte zwischen den Jahren einem bullischen Trend folgen. Die erstmalige Beschreibung des Phänomens geht auf den amerikanischen Musiker und Börsenanalysten Yale Hirsch (1923-2021) zurück.

Alle Jahre wieder: Statistik als Prognoseinstrument

Nach Jahren der Forschung und Marktbeobachtung präsentierte Hirsch 1968 die Ergebnisse seiner Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit: dem Stock Trader Almanac, einem statistischen Jahrbuch für die Börse.

In dem kompakten Kompendium fanden Leser eine Vielzahl von technischen und fundamentalen Daten, Zyklen und kalendarischen Besonderheiten. Hirsch beschrieb soziokulturelle Verhaltensmuster, analysierte wiederkehrende Handelsformationen, listete Zeitreihen auf und vieles mehr.

Doch das Wichtigste systematisierte er im Reich der Statistik und Wahrscheinlichkeit: Er machte seiner Leserschaft mit der Idee statistisch prognostizierbarer Marktanomalien vertraut und begründete sie mit historischen Häufungen aus den letzten Jahrzehnten.

Wann findet die Rally statt?

Eines dieser wiederkehrenden Phänomene bezeichnete Hirsch als Santa Claus Rally. Er definierte die letzten fünf Handelstage im alten Jahr und die ersten zwei Handelstage im neuen Jahr als Zeitraum, in dem ein Anstieg marktbreiter Indizes wahrscheinlich sei.

Wie wahrscheinlich eine Weihnachtsrally ist, zeigen Auswertungen der letzten 73 Jahre. In 79% der Fälle stieg der marktbreite S&P 500 in der festlichen Zeit. Seit 1950 wurden 58 Rallyes um die Jahreswende gezählt und der S&P gewannen durchschnittlich 1,3% Prozentpunkte dazu. Im Jahr 2022 – einer von Krisen gebeutelten Börsenachterbahn – legte der S&P 500 um 0,8% zu.

Interessanterweise neigen Weihnachtsrallyes in Bärenmärkten dazu, stärker auszufallen als Rallyes in bullischen oder seitwärts laufenden Marktphasen.

Gründe für das Phänomen

Beginnt man mit der Ursachenforschung für die Santa Claus Rallye, werden mehrere zusammenwirkende Auslöser genannt. Zum einen schließen institutionelle Investoren ihre Bücher und bilanzieren die Performance ihrer Unternehmen oder Kapitalanlagen. Die Wall Street hat ihre Büros verlassen und befindet sich im Urlaub.

Zum anderen begünstigt die festliche Urlaubstimmung den Kauf von Aktien durch retail investors, also Kleinanlegern. Diese haben Zeit, wissen um die Abwesenheit der großen Jungs und haben häufig Boni oder ein ansehnliches Weihnachtsgeld erhalten. Diese freie Liquidität gepaart mit einem bullischen Ausblick auf das nahende Jahresende, treibt die Märkte nach vorn und wird zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung.

Darüber hinaus üben sich viele Kleinanleger zum Jahresende im berühmten tax-loss selling und verkaufen schlecht gelaufene Positionen. Den wachsenden Verlusttopf verrechnen sie mit Erträgen aus Aktien, Immobilien und anderen Investments, um so ihre steuerliche Belastung zu senken.

Auf dem Schlitten von Santa Claus mitfahren

Als Trader bietet die Weihnachtsrallye ein bullisches Szenario und Setup, das mit hoher Wahrscheinlichkeit eintritt und Optionen auf steigende Kurse rund um den Jahreswechsel attraktiv erscheinen lässt.

Allerdings sollte Anlegern auch klar sein, dass retail investor-Märkte durch geringe Liquidität und hoher Volatilität geprägt sind. Wen dies nicht abschreckt, hat heute noch Zeit, seine Strategie für die kommende Woche vorzubereiten und umzusetzen. In diesem Sinne: Viel Erfolg und ein frohes Fest mit vielen Kursgeschenken!

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