Yoc-Aktie: Ist das Analystenziel von 21 € berechtigt?
Trotz guter Halbjahreszahlen profitierte die Aktie von Yoc (WKN: 593273) nicht davon. Seit dem Hoch im Januar mit 14 € beträgt der Kursrückgang rund -16%, aktuell steht sie bei 11,90 €. Damit ist sie von der Analysteneinschätzung mit 21 € weit weg. Was ist hier nun realistisch?
ℹ️ Yoc vorgestellt
Die in Berlin ansässige Yoc AG ist ein Software-Anbieter für den digitalen Werbemarkt. Mit seiner Handelsplattform VIS.X werden Kunden in die Lage versetzt, eine optimierte Werbung für ihre Produkte digital zu betreiben. Neben dem Hauptsitz in Berlin unterhält das IT-Unternehmen weitere Büros in Deutschland sowie ausgewählten europäischen Ländern. Die Marktkapitalisierung liegt bei 41,3 Millionen €.
Internationalisierung vorangetrieben
Im Fokus des Berliner Unternehmens steht derzeit die Internationalisierung. Um hierfür besser aufgestellt zu sein, wurde der Vorstand um drei weitere Posten ergänzt: der Finanzvorstand (CFO), der Vertriebsleiter (CCO) und der Vorstand für Technologie (COO).
Ein weiterer Baustein hierfür ist die Übernahme der finnischen Nostemedia Oy im März. Hierdurch wird der Marktzugang in Skandinavien ermöglicht.
Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr solide ausgefallen
Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal verbesserte sich weiter im zweiten Quartal. Insgesamt sind die Finanzkennzahlen des am 16. August veröffentlichten Halbjahresberichtes als zufriedenstellend zu bezeichnen.
Der Umsatz legte deutlich um 30% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 12,6 Millionen € zu. Ohne den Einbezug der finnischen Tochtergesellschaft lag das Wachstum bei 23%.
Beim Ertrag ist eine negative Entwicklung festzustellen. Einerseits sind die Personalausgaben deutlich gestiegen von 2,6 Millionen € auf 3,6 Millionen €. Die Zahl der Mitarbeiter wurde weiter ausgebaut. Ein Forderungsausfall bei einem amerikanischen Kunden von 0,4 Millionen € führte zu einer Halbierung des operativen EBITDA auf 0,6 Millionen €. Unterm Strich fiel ein Verlust von 0,2 Millionen € an.
Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung zufriedenstellend. Die Ertragssituation entwickelte sich jedoch unterproportional zum Umsatzwachstum. Auch ohne den Forderungsausfall wäre die Gewinnsituation konstant auf Vorjahresniveau geblieben.
Prognose bestätigt
Trotz des Forderungsausfalls geht der Yoc-Vorstand weiterhin davon aus, die Jahresprognose erreichen zu können. Demnach soll der Umsatz zwischen 29 und 30 Millionen € liegen.
Sebastian Bauermann, CFO der YOC AG begründet dies so:
Im zweiten Halbjahr 2023 wird die starke Umsatzdynamik aufgrund des zunehmenden Handelsvolumens auf unserer Plattform VIS.X weiter anhalten. Parallel dazu wird sich die Profitabilität überproportional im Vergleich zur ersten Jahreshälfte steigern.
Im Bericht des dritten Quartals wird sich zeigen, ob diese Annahme berechtigt ist.
Wie ist die Analysteneinschätzung zu bewerten?
Das Analysehaus Montega kam nach einem Besuch bei dem Unternehmen in Berlin zu dem Gesamtergebnis, dass die Aktie deutlich unterbewertet ist. In ihrer Analyse ging es von einem dynamischen Wachstum bis 2025 aus und kam zum Kursziel von 21 € auf 12 Monatssicht. Das entspricht einem aktuellen Kurspotenzial von +44%.
Ich halte dieses Kursziel für unrealistisch, insbesondere auf Sicht von 12 Monaten. Auch ohne den Sonderverlust hat sich die operative EBITDA-Marge im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr von 15 auf 8% verringert. Die Ertragslage konnte mit der Umsatzsteigerung nicht Schritt halten, dies wäre jedoch Mindestvoraussetzung für deutliche Kurssteigerung.
Die Annahme seitens des Unternehmens von einem wesentlich besseren Ergebnisverlauf im zweiten Quartal mag zutreffen, bis zum Erreichen der unteren EBITDA-Prognosegrenze von 4 Millionen € ist jedoch ein Anstieg von 3,4 Millionen € erforderlich.
Unter der Annahme, dass das zweite Halbjahr deutlich profitabler verläuft, sehe ich ein mittelfristiges Kursziel von 14 € als realistisch an. Eine zeitliche Begrenzung auf 12 Monate halte ich generell für wenig sinnvoll. Es können allgemeine Börsensituationen eintreten, die die wirtschaftlichen Fortschritte eines Unternehmens zunichtemachen.
Mein Fazit: Im Segment der Nebenwerte gibt es bedeutend aussichtsreichere Aktien.
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