Zalando-Aktie: Endet das Elend denn nie?

Bei der Aktie des Internethändlers Zalando (WKN: ZAL111) ist mit einem Minus von 10% der Jahresstart total missglückt. Mittlerweile notiert die Aktie nur noch bei 19,34 € und damit unter dem Emissionspreis von 21,50 €. Lohnt sich hier jetzt ein Investment?

Konjunktur weiterhin schwach

Die Kaufbereitschaft verschlechterte sich im vergangenen Jahr deutlich. Grund waren die gestiegenen Preise, insbesondere bei Energie, Lebensmitteln sowie anderen Gütern des täglichen Lebens. Das wirkt sich negativ auf die Kaufbereitschaft von Kleidern und anderen Luxusgütern aus.

Die nachlassende Nachfrage macht sich bei vielen Händlern bemerkbar. Zuletzt senkte der britische Sportwarenhändler JD Sports Fashion seine Gewinnprognose. Grund für die Reduzierung war das schwache Weihnachtsgeschäft. Nike, Adidas und Puma meldeten ebenfalls eine schwache Nachfrage.

Diese schwierige Lage dürfte sich auch im Jahr 2024 fortsetzen. Zwar ist die Inflation wieder etwas zurückgegangen, allerdings verteuert sich Energie und wahrscheinlich auch die Mieten. Insgesamt ist vorerst mit keiner Entlastung zu rechnen.

Ertrag gesteigert

In dem schwierigen Umfeld setzt das Unternehmen verstärkt auf strenge Kostendisziplin. In dem am 2. November veröffentlichten Quartalsbericht wirkte sich dies positiv auf das operative EBIT aus – es verbesserte sich von 13 auf 24 Millionen €.

Beim Umsatz ergab sich ein Rückgang von 3,2% auf 2,3 Milliarden €. Der Bruttowarenwert (GMV) war mit 2,4% auf 3,2 Milliarden € ebenfalls rückläufig. Als Grund wurde neben einer allgemeinen Zurückhaltung auch der zu warme September genannt. Das Geschäft mit der Winterkleidung litt darunter.

Dr. Sandra Dembeck, Finanzvorständin von Zalando, gab sich insgesamt zufrieden und kommentierte die Entwicklung so:

Unsere finanzielle Disziplin hat sich ausgezahlt und wir haben ein weiteres Quartal mit verbesserter Profitabilität abgeliefert.

Jahresprognose angepasst

Die ursprüngliche Prognose wurde angepasst. Beim Umsatz wird im besten Fall mit einem Wert von 10,3 Milliarden € gerechnet. Sollte es schlechter laufen, soll er bei 10 Milliarden € liegen. Gleiches gilt für den Bruttowarenwert.

Das operative EBIT wurde nicht angepasst, hier stehen weiterhin 300 bis 350 Millionen € auf dem Zettel. Um die finanziellen Mittel zu schonen und die Kosten weiterhin niedrig zu halten, werden Investitionen in Logistikzentren nach hinten verschoben.

Lohnt sich hier eine Investition?

Beim Kursverlauf fand aufgrund der geringen Nachfrage bisher keine Stabilisierung statt. In dem jetzigen Kursniveau ist die schwierige Situation allerdings weitestgehend eingepreist. Insgesamt bin ich daher nicht so negativ eingestellt und erwarte eine Seitwärtsbewegung. Der volatile Kursverlauf dürfte dabei einen ansteigenden Verlauf nehmen. Mein Kursziel ist 16 €. Wichtig wird die Bekanntgabe der Prognose für 2024 sein, dann zeigt sich, wie die Erwartungen des Konzerns ausfallen.

Was Mut zu einer Verbesserung macht, sind die Anstrengungen des Konzerns, die Erlebniswelt beim Kauf deutlich auszubauen. Ebenfalls wird ein neuer Bereich für Luxus und Designermarken eingeführt. Sollten sich hieraus positive Effekte ergeben, könnte dies die Basis für weitere Kurssteigerungen sein.

Die Analysten von Warburg Research und RBC halten die Aktie für total unterbewertet und erwarten Kurse von 44 €. Bernstein mit 18 € sieht zwar auch Potenzial, ist aber deutlich vorsichtiger.

Mein Fazit: Auf dem jetzigen Kursniveau bieten sich für risikoorientierte Anleger gute Einstiegsmöglichkeiten. Alle anderen Anleger sollten vorerst abwarten.